Die Orgeln im Dom St. Nikolai
1362 | Erste mittelalterliche Orgel von Tydericus Lange gestiftet, "neben dem Chor" |
1515 | Erwähnung einer weiteren Orgel "vor dem Turm auf einer Empore" |
1577 | Große frühbarocke Orgel, erbaut von Fabian Peters (Rostock), auf der Empore im Westen des Langschiffs von St. Nikolai. 1633 Pfeifen, 48 Register, 3 Manuale. |
1769 | Umbau und Veränderung der Peters-Orgel |
1831/32 | Neubau einer großen frühromantischen Orgel mit 45 Registern, 3 Manualen und Pedal durch Carl August Buchholz aus Berlin, Mitglied der Königlichen Akademie der Künste |
1868 | Reparatur durch F.A. Mehmel (Stralsund) |
1869 | Einbau einer Äeoline ins Schwellwerk durch Grüneberg (Stettin) |
1870 | Reparatur durch Mehmel |
1871 | Umfangreiche Reparaturen durch Grüneberg; u.a. Einbau einer Barkermaschine |
1872 | Arbeiten Grünebergs. Einbau neuer Register, Einrichtung einer Pedal-Koppel |
1873 | Umbau durch E.Kemper u.Sohn (Lübeck) Veränderung der Disposition im Sinne der Orgelbewegung |
1987/88 |
Umbau/Neubau durch Fa. Jehmlich (Dresden) unter Beibehaltung des neogotischen Gehäuses und unter Verwendung von ca. 15 originalen Buchholz-Registern |
Die Greifswalder Dom-Orgel ist nach dem Umbau 1987/88 eine mechanische Schleifladen-Orgel mit 51 Registern, verteilt auf drei Manualen und Pedal.
Die Geschichte der Orgeln in St. Nikolai
Die Greifswalder St. Nikolaikirche wurde bereits kurz nach ihrer Fertigstellung mit einer Orgel ausgestattet. Die erste, am 12. März 1362 urkundlich dokumentierte Orgel, überließ Präpositus Dietrich Lange der Gemeinde. Über dieses Instrument gibt es keine weiteren Angaben. Bereits 1516 wird eine weitere Orgel erwähnt, die vor dem Turm auf einer Empore gestanden haben muss.
Im Jahre 1575 wurde dem Rostocker Orgelbauer Fabian Peters der Auftrag erteilt, eine „prächtige“ Orgel mit 1633 Pfeifen, einem großen Werk, 2 Positiven und Pedal, 48 Registern und 3 Manualen zu bauen. Das Werk sollte oben mit vier Engelsfiguren gekrönt werden, die ebenfalls Töne hervorbringen sollten. Das Gehäuse der Orgel wurde als feine Holzintarsienarbeit gestaltet. Fabian Peters stellte diese Orgel 1577 fertig. Die Peters-Orgel steht in der Tradition des Brabanter Orgelbaus. Jedoch häuften sich mit Beginn des 19. Jhs. die Klagen über ihren schlechten Zustand. Deshalb ließ man 1820 durch den namhaften Orgelbauer Carl August Buchholz aus Berlin eine neue frühromantische Orgel mit milder Intonation bauen. Das Gehäuse entwarf Johann Gottlieb Giese. Am 18. Juli 1832 wurde dieses Instrument eingeweiht. Schon in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. wurden jedoch aufgrund eines veränderten Klangideals verschiedene klangliche Veränderungen vorgenommen. Im Jahr 1937 gestaltete die Werkstatt Kemper aus Lübeck das Instrument im Sinne der Orgelbewegung erneut um. Die vielen Eingriffe führten schließlich zu Unzuverlässigkeit und Störanfälligkeit. Die größte Veränderung erfuhr die Orgel, eine der wenigen bis dahin noch erhaltenen großen frühromantischen Orgeln in Deutschland, im Jahr 1988 durch den Neubau eines modernen Instruments der Firma Jehmlich aus Dresden. Die Windladen dieses Instruments sind als Schleifladen angelegt, die Spiel- und Registertraktur ist mechanisch. Neben dem historischen Gehäuse wurden einige Register aus der alten Orgel übernommen, einige nach Buchholz rekonstruiert. Insgesamt verfügt sie nun über 51 klingende Register, verteilt auf 3 Manuale und Pedal.
Die Jehmlich-Orgel ist in ihrer Gesamtgestalt in die große Reihe universeller Instrumente einzureihen, die im 20. Jh. gebaut wurden.
Markus T. Funck
Disposition der Buchholz-Orgel von 1832
A. Haupt-Manual C-f’’’
- Principal 16’
- Principal 8’
- Gemshorn 8’
- Rohrflöte 8’
- Viola da Gamba 8’
- Octava 4’
- Spitzflöte 4’
- Super Octava 2’
- Nasard 5 1/3’
- Quinta 2 2/3’
- Progressio harmonica 2 bis 5fac
- Trompete 8’
B. Ober-Manual (im Schwell
- Bourdon 16’
- Principal 8’
- Flauto dolcis 8’
- Viola di Gamba 8’
- Rohrflöte 4’
- Octava 4’
- Waldflöte 2’
- Nasard 2 2/3’
- Fagott 8’ Baß
- Mixtur 3fach
- Hautbois 8’ Discant
C. Unter-Manual
- Prestant 8’
- Gedact 8’
- Salizional 8’
- Gemshorn 4’
- Fugara 4’
- Flagiolet 2’
- Nasard 2 2/3’
- Vox angelica 8’
D. Pedal
- Untersatz 32’
- Principal 16’
- Subbaß 16’
- Oktave 8’
- Gedackt 8’
- Octava 4’
- Pommer 4’
- Choralflöte 2’
- Hintersatz V
- Baßcornett IV
- Posaune 16’
- Trompete 8’
- Clairon 4’
Disposition der Buchholz/Jehmlich-Orgel von 1988
Hauptwerk (II) C-g’’’
- Prinzipal 16’
- Prinzipal 8’
- Rohrflöte 8’
- Gemshorn 8’
- Oktave 4’
- Spitzflöt 4’
- Quinte 2 2/3’
- Superoktave 2’
- Mixtur 4f
- Mixtur 6f
- Cornett 5f
- Trompete 16’
- Trompete 8’
Oberwerk (III) Schwellwerk
- Bordun 16’
- Prinzipal 8’
- Koppelflöte 8’
- Salicional 8’
- Octave 4’
- Rohrflöte 4’
- Waldflöte 2’
- Sesquialtera 2f’
- Quintflöte 1 1/3’
- Mixtur 5f
- Zimbel 3f
- Trompet harm. 8’
- Schalmei 4’
- Tremulant
Unterwerk (I)
- Praestant 8’
- Gedackt 8’
- Quintadena 8’
- Prinzipal 4’
- Gemshorn 4’
- Prinzipal 2’
- Quinte 1 1/3’
- Terz 1 3/5’
- Sifflöte 1’
- Scharffzimbel 3f
- Dulzian 16’
- Vox humana 8’
- Tremulant
Pedal C-f’
- Untersatz 32’
- Prinzipal 16’
- Subbaß 16’
- Oktave 8’
- Gedackt 8’
- Oktave 4’
- Pommer 4’
- Choralflöte 2´
- Hintersatz V
- Baßcornett IV
- Posaune 16´
- Trompete 8´
- Clairon 4´
Koppeln
- I/II
- III/II
- I/P
- II/P
- III/P