Das Geläut in St. Nikolai
Das Geläut von St. Nikolai verfugt heute über sieben Glocken – drei gehören zum Altbestand, vier wurden 2006 bis
2013 gegossen.
Die Franziskanerglocke ist die älteste Glocke. Sie stammt aus dem 14. Jh. und kam 1789 aus der Greifswalder Franziskanerkirche in die Nikolaikirche.
1440 wurde die Bet- und Professorenglocke gegossen, die seit 1456 zu akademischen Feierlichkeiten gelautet wird (Abb.).
Auf ihr sind in Ritztechnik der gekreuzigte Christus mit Maria und Johannes unter dem Kreuz sowie die Kirchenpatrone St. Nikolaus, St. Georg mit dem Drachen und St. Laurentius mit Palme und Rost angebracht.
Die dritte Glocke des historischen Bestands, die Kindtaufglocke, wurde 1615 gegossen.
Die vier neuen Glocken heißen Sonntagsglocke, Bugenhagenglocke, Johannesglocke und Friedensglocke.
Ankunft der Johannesglocke im Greifswalder Dom am 23.12.2010
Ein schweres Weihnachtsgeschenk erhält die Domgemeinde in Greifswald vom Kommendator der Pommerschen Genossenschaft des Johanniterordens Dr. Tessen von Heydebreck.
Der großzügige Spender hatte zugesagt, beim Aufbau des Domgeläutes zu helfen. Am 12. November ist in der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe die ca. 780 kg schwere Glocke gegossen worden. Die sechste Domglocke soll den Namen Johannesglocke tragen. Das gegenwärtige Geläut besteht nun aus drei historischen Glocken: der Franziskanerglocke (14. Jahrh.), der Bet- und Professorenglocke 1440, der Kindtaufglocke von 1615 und den drei neuen Glocken: Sonntagsglocke, Gussjahr 2006, Bugenhagenglocke 2010 und Johannesglocke 2010. In dem angestrebten siebenstimmigen Geläut fehlt jetzt nur noch die kleine siebente Glocke (550 kg). Für diese sammelt die Domgemeinde weiter Spenden.
Die Johannesglocke ist auf den Ton b‘ gegossen. Die Glockenzier gestaltete wiederum - wie die der Bugenhagenglocke -Dekan i.R. Dieter Eisenhardt aus Backnang. Die Glockenzier zeigt den Jünger Johannes gemeinsam mit der Mutter Jesu unter dem Kreuz. Die Namen des Jüngers Johannes, des Evangelisten Johannes und des Täufers Johannes weisen darauf hin, dass Nächstenliebe in die Tat umgesetzt werden will.
Tätige Nächstenliebe ist auch ein wesentlicher Grundsatz der Johanniter mit ihrer sozialen Arbeit. In der Glockenzier werden konkrete Projekte der Diakonie in Koszalin und Vorpommern genannt. Außerdem ist das Johanniterkreuz und das Wappen des Stifters zu sehen.
Die Glocke kommt am 23. Dezember 2010 in Greifswald an. Nur wenige Tage, nachdem der Transport des Castors aus Karlsruhe nach Lubmin erfolgte.
Die Johannesglocke wird im Jahr 2011 eingeweiht, zuvor muss die Elektronik des Geläutes für sieben Glocken erweitert werden. Dafür hat bereits die Peter-Warschow-Sammelstiftung Mittel zur Verfügung gestellt.
Die Schirmherrschaft des Glockenprojektes hat vor zehn Jahren der damalige Sozialminister Erwin Sellering übernommen, der heute Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern ist. Die Glocken wurden ausschließlich durch Spenden von Greifswalderinnen und Greifswaldern, ehemaligen Bewohnern der Stadt, Freunden des Domes und Besucher der Stadt finanziert.
Glockengeschichten
Das kostbarste Inventarstück von St. Nikolai ist die 1440 von Rickert de Monkehagen gegossene Bet- und Professorenglocke mit dem Schlagton (c1). Diese klangschöne Glocke gehört zu den wenigen noch erhaltenen Großglocken aus dem Spätmittelalter. Mit 4020 kg Gewicht entwickelt sie ein gewaltiges Klangvolumen und läutet seit mehr als fünf Jahrhunderten zum Gebet des Vaterunser, zu hohen Feiertagen und akademischen Feiern im Dom. Das trug ihr den Namen „Bet- und Professorenglocke“ ein. 1998/9 konnte sie mit Hilfe umfangreichen Spenden repariert werden.
Die vermutlich älteste Glocke Greifswalds aus dem ehemaligen Franziskanerkloster (heute Pommersches Landesmuseum), nach 1789 in die Nikolaikirche verbracht und in der Laterne des Turmes als Stundenglocke aufgehängt, wurde nach ihrer Restaurierung im März 2005 wieder in das Domgeläut integriert. Sie überstand unbeschadet das „Glockensterben“ in den Jahren 1917 und 1942, dem fünf Bronzeglocken der Kirche zum Opfer fielen. Wie die kleine „Kindtaufglocke“, eine 1615 gegossene Glocke, war sie bereits registriert, um der Rüstung des Deutschen Reiches zu dienen. Mit Farbe erhielt sie die Buchstaben B 3 / 30 / 10: B bedeutete die Klassifizierung, 3 der Reichsgau Pommern, 30 die Stadt Greifswald und 10 die laufende Nummer.
Auch die zum Einschmelzen auf den Hamburger Schrottplatz, den sogenannten Glockenfriedhof, verbrachte Kindtaufglocke, 1615 von Meister Dinnies Droyse in Greifswald gegossen, blieb unbeschadet und kehrte nach dem 2. Weltkrieg per Schiff nach Pommern zurück.
Sie wurde 1951 leihweise der Gemeinde Bergholz/Löcknitz überlassen. Diese Gemeinde hatte ihr gesamtes Geläut, drei Glocken, bereits 1942 abgeben müssen.
2006 kehrt die Kindtaufglocke zurück in den Glockenstuhl von St. Nikolai. Zusammen mit der Bet- und Professorenglocke und der Franziskanerglocke bildet sie den historischen Bestand im zukünftigen Geläut. Vier weitere noch zu gießende Glocken sind geplant, um dann in naher Zukunft als vielstimmiges Geläut die liturgischen Aufgaben des Domes St. Nikolai erfüllen zu können.
Im September 2006 wurde die neue Sonnagsglocke in Gebrauch genommen.
Glockentöne
Hier werden Sie zukünftig die Glocken läuten hören können.