Bildnis des Generalsuperintendenten Conrad Tiburtius von Rango
Bildnis des Generalsuperintendenten Conrad Tiburtius von Rango

Bildnis des Generalsuperintendenten Conrad Tiburtius von Rango

geb. 9. Aug. 1639 - gest. 3. Dez. 1700

Ölgemälde auf Leinwand, 4,60 x 3,00 m, frühes 18. Jahrhundert, nach niederländischem Vorbild.

Rango wurde in Colberg geboren, besuchte dort und in Belgard (Hinterpommern) die Schule, studierte zunächst Medizin, dann Theologie an verschiedenen Universitäten, u.a. Halle, Gießen und Wittenberg, wo er 1661 zum Magister promovierte. Er lehrte später in Berlin und Stettin, wo er auch ein Pastorat innehatte. Seit 1689 bis zu seinem Tode war er Generalsuperintendent von Vorpommern und Rügen und lehrte an der Universität. Er galt als „ein Mann von entschiedener orthodoxer Überzeugung, persönlichem Mut, großer Gelehrsamkeit und wissenschaftlicher Bedeutung“ durch seine in Europa weit verbreiteten Schriften. Als sehr streitbarer Kämpfer gegen den Pietismus erfreute er sich an der theologischen Fakultät in Greifswald jedoch keiner großen Beliebtheit. Er starb am 3. Dezember 1700 und wurde am 26. Januar 1701 in Dom St. Nikolai begraben.

Übersetzung der lateinischen Texttafel:

„Ritter Konrad Tiburtius von Rango, Doktor der Theologie, öffentl. Professor an derUniversität, Präses des königlichen Konsistoriums, Generalsuperintendent von Westpommern unddem Fürstentum Rügen usw. [Bildnis im Alter von] 66 Jahren.“

Bemerkung: Die Schäden am Bild geschahen im Zuge der Auslagerung von Kunst- und Kulturgut während des 2. Weltkrieges.

Conrad Tiburtius von Rango

9. August 1639, Colberg
3. Dezember 1700, Greifswald

begraben in St. Nikolai am 26. Januar 1701

Als Sohn eines Colberger Ratsherrn wurde Conrad Tiburtius Rango am 9. August 1639 in Colberg geboren. Er studierte zunächst Medizin, wandte sich aber auf Veranlassung seiner Eltern dem Studium der Theologie zu, war aber zeitlebens den Naturwissenschaften und der Geschichte gegenüber aufgeschlossen.
Nach zwei Jahren in Halle studierte er ein Jahr in Jena, um danach nach Gießen zu gehen. Reisen nach Süd- und Norddeutschland sowie nach Holland, Besuch und Kontakt mit vielen zeitgenössischen Theologen.
1658 Rückkehr von seinen Reisen, predigte in Colberg, weiteres Studium in Wittenberg, dort 1661 Magister.
1662-1668 Rektor am Berliner Gymnasium.
Danach Professor Philosophiae am akad. Gymnasium in Stettin, dort aber bald abgesetzt, da er seinen Rektor des Synkretismus verdächtigte. Pastorat an St. Nikolai und St. Jakobi in Stettin.
„Viel Verdruß“ im Streit mit dem Generalsuperintendenten Augustin Balthasar. Diese Streitigkeiten waren der Anlaß für seine Historia Syncretismi, in der er scharf gegen die Reformierten vorgeht, deren „Irrtümer“ er in vielen Stücken wie üblich mit denen der Juden und der Türken vergleicht. Sein aufrichtig orthodoxer Sinn brachte ihn immer wieder in Streit mit Leuten, denen er auch bei den geringsten scheinbaren Abweichungen schon Synkretismus vorwarf.
1683 Promotion und 1689 Berufung zum Generalsuperintendenten von Pommern und Rügen.
Diese Berufung wurde in Frage gestellt. Danach wäre eigentlich sein späterer Nachfolger, Mayer, ausersehen gewesen, doch Rango sei selbst nach Schweden gereist und habe durch Empfehlung der alten verwitweten Königin die Berufung erreicht. Jedenfalls sei Rango weder von den Landständen noch von der Regierung in der vorgeschriebenen Weise nominiert bzw. präsentiert worden, die aus Unwillen darüber bei seiner Beerdigung keine Deputierten habe schicken wollen. Die Theol. Fakultät versuchte vergeblich die Berufung unter Verweis auf Irrtümer in seinen Schriften rückgängig zu machen.
Keine besondere Beliebtheit in der Universität, auch keine große Predigtgabe, denn es hieß, daß er „sich gar nur sparsam hören“ ließ. Starke Polemik in seinen Predigten. Diese bezog sich vermutlich auf die Gefahr der Ausbreitung des Pietismus.
So fragte er auf eine Synode in Demmin 1690, „ob Pietisten im Lande wären“, woraufhin man ihm antwortete, „daß alles gesund im Glauben“ sei.

Seine Vorwürfe gegen die Pietisten und Spener:

  1. man sei ganz vollkommen,
  2. man könne das Gesetz vollständig halten (integre),
  3. man habe nicht nötig „Vergib uns unsere Schuld“ zu beten,
  4. Privat-Conventicula seien besser als der öffentl. Gottesdienst,
  5. man könne noch den jetzigen Offenbarungen gleich den vormaligen Glauben beilegen,
  6. ein Christ könne es soweit bringen, daß sich keine böse Lust mehr in ihm rege.

Rango war ein Mann von entschieden orthodoxer Überzeugung, persönlichem Mut, großer Gelehrsamkeit und wissenschaftlicher Bedeutung durch seine in Europa verbreiteten Schriften.

Rainer Neumann

Nach: Lother, Pietistische Streitigkeiten in Greifswald, 1925.

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