Passionsandacht im Dom am 25. 3. 2020 – Maria

(Pastorin Beate Kempf-Beyrich)

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Amen

Begrüßung und Hinführung

In diesem Jahr wollten wir uns während der Passionszeit jeweils einer Person aus der Passionsgeschichte widmen, die an den jeweiligen Orten hier im Dom zu finden ist. Aufgrund der Coronakrise können wir uns nicht an den Orten versammeln, aber wir drucken das Bild, das für heute vorgesehen war hier ab: Es ist ein Marienbild der zeitgenössischen Künstlerin Bettina Winkelmann, die vor einigen Jahren eine Ausstellung im Dom gemacht hat. Es hängt im südlichen Seitenschiff des Doms und belebt mit seinen kräftigen Farben die helle Kirchenwand. Doch auch wenn wir die eigentliche Schönheit des Bildes jetzt nicht sehen können, so hat uns Maria gerade jetzt etwas zu sagen.

Marienbild
(Marienbild © Bettina Winkelmann)

Bildbetrachtung und Auslegung

Maria steht heute im Mittelpunkt. Sie ist spielt eine wichtige Rolle in der Passionsgeschichte: als nächste Angehörige steht Sie unter dem Kreuz und trauert.  Sie ist es auch, die gemeinsam mit anderen Frauen am Ostermorgen zum Grab gehen wird, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Aber unser Marienbild hat doch nichts mit der Passion zu tun. Hier ist Maria abgebildet mit ihrem neugeborenen Kind. Es ist ein besonderes Kind – das erfährt Maria schon während ihrer Schwangerschaft – ein Kind von Gott. Für Maria kommt diese Schwangerschaft unpassend – sie fühlt sich noch zu jung, ihre Beziehung zu Josef ist ungeklärt – doch sie findet mit Hilfe eines Engels zu einem Ja zu diesem Kind. Geboren wird dieses Kind dann in politisch unsicheren Zeiten – noch kurz vor der Entbindung muss sich das Paar auf eine Reise machen. Und die Bedrohung durch König Herodes zwingt die junge Familie zur Flucht.

Hier auf dem Bild strahlt Maria trotz allem Ruhe aus – vielleicht hat sie die Worte des Magnifikats auf den Lippen, Worte die ihr vor der Geburt des Kindes Trost gegeben hatten:

„Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.
Und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten.
Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
Er stösst die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen
Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf,
wie er geredet hat zu unseren Vätern, Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.“(Lk 1, 49-55)

Maria ist zur Mutter der Kirche geworden. Besonders in der kath. Kirche erfährt Sie große Verehrung. Aber Sie kann gerade in Zeiten der Krise, die Sie ja auch durchlebt hat, uns ein Vorbild des Glaubens sein.

Sie hat ja zu diesem Kind gesagt in schwierigen Zeiten und es wurde zum Hoffnungslicht für viele. Auch in unserer unsicheren Zeit haben besonders schwangere Frauen Angst, in welche Zeit ihr Kind hineingeboren wird. Aber gerade in Krisenzeiten sind neugeborene Kinder ein Hoffnungszeichen dafür, dass es weitergeht, dass Gott seine Welt nicht aufgibt.

Maria steht dafür, sich auf Gottes Wort zu verlassen, sich einzulassen auf eine Geschichte, deren Ende Sie nicht kennt. Die Künstlerin, die das ganze Leben Marias vor Augen hat, malt ihr Kleid in violett, der Farbe der Passion und schlägt damit schon im Geburtsbild den Bogen zum Leidensweg Jesu. Aber das helle Licht um die Köpfe zeigt, dass auch das Leiden nicht das letzte Wort haben wird.

Gebet:

Gott,
In mir ist Dunkel
Aber bei dir ist licht.
Ich bin einsam
Aber du verläßt mich nicht
Ich bin mutlos,
Aber du hilfst mir.
Ich bin unruhig
Aber du schenkst mir Frieden.
In mir ist Bitterkeit
Aber bei dir ist Geduld.
Ich verstehe deine Wege nicht
Aber du weißt den Weg für mich.

Dietrich Bonhoeffer

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