Nach dem Abi an den Polarkreis

Lina Berger hat sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden. Östlich der Lofoten möchte sie Menschen mit Behinderungen in ihrem Schulalltag unterstützen - und sucht dafür selbst Unterstützer.

von Lina Berger
 
Greifswald. Mein Name ist Lina Berger, ich bin 18 Jahre alt und befinde mich gerade in der heißen Phase des Abiturs – also der Prüfungsphase – am Evangelischen Schulzentrum Martinschule in Greifswald. Zu Beginn der zwölften Klasse habe ich angefangen, mich damit auseinanderzusetzen, was ich nach dem Abitur machen könnte. Es gibt ja viele Möglichkeiten: Ausbildung, Studium, Au-pair, Reisen oder eben ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Ich habe eigentlich schon länger entschieden, dass für mich nur ein FSJ infrage kommt.

Ich habe Lust, nicht mehr den ganzen Tag rumzusitzen, stattdessen möchte ich Erfahrungen sammeln und ein Projekt aktiv unterstützen. Das Bibelwort „Mache dich auf und werde Licht“ ist für mich Auftrag, deshalb ist mir soziales Engagement schon immer wichtig gewesen. So habe ich beispielsweise in der Pommerschen Evangelischen Kirche eine Ausbildung zur Jugendleiterin gemacht, als Teamerin schon Konfikurse begleitet und gemeinsam mit anderen Jugendlichen den Greifswalder Kinder- und Jugendbeirat mit aufgebaut.

„Unsere Aufgabe ist, bewusst zu handeln“
Es gibt sehr viele Organisationen, die Freiwillige in die ganze Welt versenden. Ich habe mich letztendlich für die Organisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste entschieden, kurz ASF.
Im Jahr 1958 war sie von Lothar Kreyssig gegründet worden, der Deutsche dazu aufrief, in betroffene Kriegsländer zu reisen und beim Wiederaufbau zerstörter Länder zu helfen, um dadurch ein versöhnendes Zeichen zu setzen. Heute geht es ASF vor allem darum, eine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zu schaffen. Die Schrecken dieser Zeit sind nicht unsere Schuld, aber es ist unsere Aufgabe, nun bewusst zu handeln und sich gegen heutige Formen von Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung von Minderheiten zu stellen.

ASF bietet Friedensdienste in Israel, den USA und elf europäischen Ländern an. Es gibt viele Projekte in jüdischen Institutionen. Auch Gespräche mit Shoa-Überlebenden und ihren Nachkommen sind häufig Teil des sozialen Jahres. Die Freiwilligen können in unterschiedlichen Projektbereichen arbeiten, teilweise sind auch Kombi-Projekte möglich. Die Bereiche sind politische und historische Bildungsarbeit sowie die Arbeit mit Senioren, physisch oder psychisch Kranken und sozial benachteiligten Menschen.

Wer unterstützt Lina bei ihrem Projekt?
Heute erzähle ich bei Nachfragen mit einem breiten euphorischen Lächeln im Gesicht, dass ab Mitte August für mich ein Jahr oberhalb des Polarkreises in Nord-Norwegen beginnen wird. Ich bin gespannt auf Kultur und Leute, die spektakuläre Landschaft und natürlich auf das Projekt! Als eine von drei Freiwilligen werde ich an der Folkehøgskole in Evenskjer östlich der Lofoten Menschen mit Behinderungen in ihrem Schulalltag und im Freizeitbereich unterstützen. Die integrierende Internatsschule war 1974 von der methodistischen Kirche in Norwegen gegründet worden. Dort haben junge Menschen ab 18 Jahren die Möglichkeit, sich in verschiedenen Gebieten auszuprobieren, Selbstständigkeit und eigenverantwortliches Handeln zu lernen, um so Orientierung für den weiteren Lebensweg zu finden. Der Fokus liegt dabei auf Nachhaltigkeit, Outdoor-Aktivitäten und dem samischen Leben.

Jetzt brauche ich Ihre Hilfe. Ein Freiwilligenjahr kostet viel Geld – von der Vorbereitung über die Versicherung bis zur Unterkunft rechnet ASF im Schnitt mit 1200 bis 1500 Euro im Monat – natürlich abhängig vom Einsatzland. Deshalb soll jede Freiwillige helfen, indem sie sich selbst einen Unterstützungskreis aufbaut. Dieser besteht in meinem Fall aus mindestens 15 Personen, die mich zehn Monate lang mit 15 Euro im Monat unterstützen. Dafür erhalten sie eine Spendenbescheinigung, zwei Berichte über meine Arbeit vor Ort, und bei Interesse sendet ASF ihnen die Freiwilligen-Zeitschrift „zeichen“ für die Dauer des Projektes zu.

Wer zum Unterstützungskreis gehören möchte oder vorher Fragen an Lina Berger hat, möge bitte eine E-Mail senden an lina-in-norwegen@gmx.de. Mehr Informationen zum ASF-Freiwilligendienst gibt es im Internet auf der Seite www.asf-ev.de.

Quelle: Kirchenzeitung MV / https://www.evangelische-zeitung.de/nach-dem-abi-an-den-polarkreis/

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